Ecuador

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Montag, 8. Februar 2016

"Heimweh"

Gerade habe ich erschreckend festgestellt, dass der letzte Post auf meinem Blog nun auch schon fast nen Jahr her ist. Für alle die, die meinen Blog schon als tod erklärt haben, kommt hier der Gegenbeweis.
Warum ich nicht mehr geschrieben habe? Das ist eine Frage, die ich mir ganz schön oft gestellt habe und doch ist sie eigentlich so einfach zu beantworten.
Erstens war die letzte  Zeit meines Austauschjahres eine wo wundervolle mit vielen Erlebnissen und ich war lieber damit beschäftigt meine letzten Monate noch einmal so richtig zu genießen, anstatt weiter Blogeintrge zu schreiben. Die letzten Monate waren die schönsten des ganzen Jahres. All die Mühe, die in der Sprache lernen, neue Freundschaften schließen und sich an das Leben in Südamerika anzupassen und es zu genießen, hatte sich bezahlbar gemacht. Ich hatte kein Problem mehr damit, Spanisch zu sprechen. Ich redete den ganzen Tag, träumte und dachte sogar meistens auf Spanisch!
Am Anfang fand ich es ein bisschen schwierig, wahre Freundschaften mit Ecuadorianern zu schließen, da meine Spanischkenntnisse sehr moderat waren. Aber je besser ich sprechen konnte, desto enger sind gefühlt meine Freundschaften geworden. Am Ende meines Jahres hatte ich das Gefühl halb ecuadorianisch zu sein.
Der zweite Grund, warum ich so lange nicht geschrieben habe, ist dass es mir einfach zu weh tut. Gerade an meinen letzten Tag und den Abschied zu denken fällt mir selbst heute noch- fast acht Monate später- immer noch sehr schwer und ohne Tränen ist das fast unmöglich. Wenn schon das bloße Nachdenken darüber schwer ist, könnt ihr euch ja sicher vorstellen, wie das Schreiben dadrüber für mich sein wird..
Bevor ich in meinen Austausch gegangen bin, dachte ich, dass das Abschiednehmen von meiner Familie und Freundin in Deutschland das schwierigste sei, aber glaubt mir, dass Verlassen eures "Gastlandes", das mittlerweile zu "eurem Land" geworden ist, ist viel viel schwieriger und herzzerreißender.
 Erst jetzt, nach dem ziemlich genau acht Monate vergangen sind, fühle ich mich in Deutschland angekommen, sofern das geht. Am Anfang hatte ich riesen große Probleme mich in Deutschland wieder einzugewöhnen- Mein Kulturschock zurück zukommen war definitiv größer als er war, als ich in Ecuador angekommen bin. Ich verstand plötzlich meine eigene Kultur, in der ich 16 Jahre lang aufgewachsen bin, nicht mehr. Ich fühlte mich fremd...
Die Leute, die Schule, einfach das gesamte Lebensgefühl war einfach so anders, so ungewohnt für mich. Ich war die laute südamerikanische Lebendweise gewöhnt mit Musik auf den Straßen und hupenden Autos zum Beispiel. Ich war es gewöhnt viele Menschen auf den Straßen zu sehen und in vollen Bussen zu fahren. Deutschland war für mich ein riesen Kulturschock als ich angekommen bin. Das hat am Flughafen angefangen und hält teilweise noch bis heute an.
Nach dem ich mmich mehrere Monate eingewöhnt hatte, kam bei mir so die Phase, wo ich gemerkt habe, dass sich einfach gar nichts in meinem deutschen Leben verändert hatte. Die Menschen, der Tagesablauf und die einfache Gewohnheit war einfach gleich- Die einzige, die sich verändert hatte, war ich... und zwar ziemlich!
Es vergeht kein einziger Tag, an dem ich nicht zurück an meine Zeit in Ecuador denke. Das Darüberreden wurde mir ziemlich schnell abgewöhnt, denn viele sagten mir, dass ich die ganze Zeit nur von Ecuador reden würde! Mich hat das ziemlich getroffen, denn natürlich verstehe ich es, wenn die anderen sich das nicht vorstellen können, bzw. auch gar nicht wollen, aber trotzdem ist das ein Teil von mir selbst und ich finde es echt schwierig, den einfach unter den Tisch fallenzulassen. 
Wahrscheinlich klingt das für jemanden, der noch nie ein Austauschschüler war total fremd und bescheuert, der kann sich nicht vorstellen, wie einem die eigene Kultur so fremd vorkommen kann und warum man plötzlich innerlich so gespalten sein kann. Aber ich glaube, dass ein Austauschschüler sich in ziemlich vielen Punkten wiederfindet und sich wahrscheinlich ähnlich fühlt.
Also, wenn ihr vielleicht zukünftige Austauschschüler seid, dann macht euch drauf gefasst, dass der Austausch sich nicht auf die Zeit im Ausland beschränkt, sonder in deinem Kopf immer wieder gelebt wird- Und dass der Abschied aus dem Land viel schwieriger sein wird, als dein "deutsches gewöhntes" Leben hinter dir zu lassen! Das soll, auch wenn es vielleich so klingt, nicht als Abschreckung dienen, sondern euch muss das einfach bewusst sein.

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